Imbolc, Lichtmeß
Imbolc ist ein Fest der Fruchtbarkeit und Lustration (das könnte man auch heutzutage wieder einführen…). Es stammt aus Irland und war ursprünglich ein Fest der Bauern. Der Name stammt vom altirischem "imb-folc", was als „Rundum-Waschung“ übersetzt werden kann. Es ist also ein Reinigungsfest. Es gibt noch die Bezeichnung "Oimelc", was das erste Milchgeben der Schafe im Frühjahr bedeutet, was dieses Fest als Hirtenfest auszeichnet (und auf das westeuropäisch – atlantisch milde Klima hinweist). Gerade deswegen schließen manche Forscher auf ein italokeltisches Kulturerbe.
Das Fest begann am Vorabend vom ersten Februar und wurde dann einen Tag begangen. Es wird heute noch in ländlichen Gebieten Irlands als Tag der Hlg. Brigid begangen. Es wurden (und werden) Strohfiguren, die als Heil und Schutzzeichen galten und gelten, hergestellt. In der heutigen Neuheidenszene sind außerdem die Brigidkreuze sehr beliebt.
Außerdem ist Imbolc ein Lichtfest, man merkt deutlich, dass die Tage länger werden. Es werden Kerzenrituale gemacht. Übrigens auch im Christentum – denn bei den Katholiken wird am 2. Februar Lichtmeß gefeiert. Der Pfarrer spendet seinen Gottesdienstbesuchern den Blasiussegen, bei dem mit zwei überkreuzten brennenden Kerzen hantiert wird. Dieser Segen soll vor Halskrankheiten und „verschluckten Gräten“ schützen. Die Spendung dieses Segens ist seit dem 17. Jhd. nachgewiesen.
Bestimmte Nahrungsmittel wie Butter, Milch und Brot spielten eine wichtige Rolle, was meines Erachtens wieder auf das Hirtenfest hinweist. Zum Beispiel wurde der laomachan, ein magischer Käse, der vor den Sidhe (wir schon wieder…) schützen sollte, hergestellt. Er wurde auch für Prophezeihungen verwendet (nachzulesen und den Carmina Gaedelica).
Es gibt keine Belege, dass Imbolc vor der Christianisierung außerhalb von Irland gefeiert worden ist, während das erwähnte Lichtmeß zunächst im östlichen Mittelmeerraum begangen wurde. Untrennbar mit Imbolc ist die schon erwähnte Hl. Brigid. Sie ist eigentlich eine Göttin der keltischen Mythologie Irlands und hat ein Heiligtum namens Kildare auf der besagten Insel, wo ihr heiliges Feuer gehütet wurde. Hier könnte ein römischer Einfluss vorliegen, man denke an die Vestalinnen. Der Name Brigid bedeutet „die Helle“, „die Strahlende“, „die Streitende“ und geht auf eine altkeltische Göttin namens Brigantia oder Brigindo, die wohl die Stammesgöttin der Briganten war, zurück.
Es wird eine Verwandtschaft mit der germanischen Perchta und der walischen Cerdidwen vermutet. Ebenfalls umstritten ist die Identifikation mit Danu oder Anu. Allerdings gilt sie als Tochter des Dagda und Bress, womit man sie sehr wohl zu den Tuatha de Danaan rechnen kann – was ich durch schamanische Erfahrungen mit dieser Göttin bestätigen kann. Denn ihre Eigenschaften passen sehr gut zu diesem Volk: sie ist die Personifikation der Dichtkunst und beschützt die Poeten. Sie ist außerdem die Schutzgöttin der Gesetzgeber, der Heilkunst, der Fruchtbarkeit und der Schmiede angesehen und wird in 3 – facher Gestalt verehrt. Die irische Heilige Brigida von Kildare wird gerne als eine christliche Umwandlung angesehen, während andere Wissenschaftler behaupten, dass die Göttin Brigid erfunden worden ist, um die Heilige zu denunzieren, weil diese eine Konkurrentin von St- Patrick war.
Wir leben heutzutage nicht mehr in einer Agrargesellschaft, Milch und Käse gibt es im Supermarkt und wir müssen nicht fürchten, dass wir im Winter hungern müssen, weil die Vorräte nicht ausreichen könnten. Was kann uns also dieses Fest heutzutage geben? Auf einer schamanischen Reise fragte ich Brigid selber, was sie uns heutzutage lehren kann. Sie zeigte sich mir persönlich als Naturgottheit, als junge schöne Frau im weißen Gewand, die durch das Land ging und die Vegetationsgeister aufweckte, die noch friedlich im Winterschlaf schnurchelten. Sie IST auf eine mystische Art die erste Regung des Lebens, die immer länger werdenden Tage, das Blühen der ersten Schneeglöckchen, die Vorbotin des Frühlings, die ersten Regungen der „Grünen Kraft“. Hellsichtige Menschen sahen und sehen sie eben als weiße Göttin. Brigid ist eine sehr menschenfreundliche Göttin, die Heilung und Rat spendet, wenn man ihr an einer Birke „weiße“ Speisen wie Milch oder Käse darbietet (in meiner persönlichen Arbeit ist die Birke ein Baum, der dieser Göttin zuzurechnen ist). Mich persönlich verblüffte sie oft mit ihren sehr treffenden und trockenen Kommentaren bei Bitten und Fragen, man merkt ihr an, dass sie die Menschen eigentlich mag aber andererseits über die lebensfeindlichen Angewohnheiten vieler Leute („die stehen sich selber im Weg!“) den Kopf schüttelt. Sie ist eine solare Göttin, weil sie mit den länger werdenden Tagen verbunden ist. Aus diesem Grund ist ihr das wärmende (nicht unbedingt zerstörende) Feuer, auch im Sinne der Lebenskraft, heilig. Man kann es so sagen: sie schützt das Lebensfeuer, deswegen ist sie eine wunderbare Heilerin. Dieses Feuer lodert auch als Kreativität in Kunst, Dichterei, Musik und im Feuer der Schmiede. Brigid schützt die Gebärenden und die Neugeborenen, das ist auch im übertragenen Sinne zu verstehen: Auch Projekte, Träume und lebensfreundliche Pläne sind neugeborene Existenzen, die noch genährt und geschützt werden müssen.
In diesem Sinne kann man heutzutage Imbolc zum Beispiel in folgender Weise begehen: man kann Reinigungsrituale machen, indem man zum Beispiel ein Bad nimmt und die Wohnung räuchert (ich selber gehe an diesem Tag gerne in die Sauna) und sich hernach mit seinen Plänen und Projekten für das kommende Jahr beschäftigen. Man kann die Pläne und Wünsche beim Herstellen von Strohpuppen in diese „einweben“. Wer schamanisch begabt ist, kann auch zu Brigid reisen und ihr über seine Pläne sprechen. Obacht: Typisch für eine der Tuatha de Danaan sieht sie direkt ins Herz und kann trotz ihrer Freundlichkeit ziemlich ehrlich Tacheles reden. Mit der weiter oben erwähnten Opfergabe kann man sie um Heilung bitten. Bei mir hat sich das Opfer von „weißen“ Speisen wie Milch oder Mehlspeisen (gerne selbst gebacken) unter einer Birke eingebürgert. Es ist auch nicht verkehrt, ihr für das kommende neue Jahresrad zu danken.
Das Brigidkreuz ist ein Schutzobjekt und symbolisiert die schützenden Aspekte der Brigid.
Obwohl Imbolc eher einen „solaren“ Touch wegen des Bezugs zu den längeren Tagen hat, begehe ich es persönlich im 2. Vollmond des Jahres. Allerdings ist dieses Fest meiner Wahrnehmung nach tatsächlich nicht auf einen festen Termin festlegbar, es ist kein punktuelles Fest wie z.B. die Sommersonnwende.